Planung und Bau des Bahnhofes in Bestwig. Warum nicht Nuttlar oder Velmede?
Die Rampe von Nuttlar bis zur Mitte des Elleringhauser Tunnels machte eine Lokomotivstation erforderlich. Dazu sind Verhandlungen mit dem Ziel geführt worden, die erforderlichen Grundstücke für die Errichtung der Bahnanlage zu erwerben. In Frage kamen hierfür Grundstücke in Nuttlar, Velmede und Bestwig.
In Nuttlar hat sich der Eigentümer geweigert, dass Gelände um die Passeln Wiese zu veräußern.
Daraufhin sind Planungen für den Bereich Velmede erstellt worden. Der Heimatforscher Dr. F.J. Kohle aus Velmede hat von den Planungen im Bereich von Velmede für den Bahnbau berichtet. Danach sollte die Bahnanlage „Im Öhler“, westlich von Velmede in Richtung Wehrstapel, entstehen. Bis zum Gepketal waren danach Ausbesserungs- und Instandsetzungswerke vorgesehen. Das Bahnhofsgebäude sollte auf dem jetzigen Kirchengrundstück entstehen. Industrieanlagen und Wohngebiete nach Eversberg hin waren danach in der Planung notiert. Durch die kurzfristige Festlegung des Grundstücks für die neue Kirche soll der Bahnhofsbau und somit der Bau der gesamten Bahnarbeiten verhindert worden sein.
In mehreren Veröffentlichungen wird ausgeführt, wie sehr man sich in Velmede gegen den Eisenbahnbau gewehrt hat. Danach hätte man es in Velmede mit allen Mitteln verstanden, den Bahnhofsbau mit seinen Nebenanlagen zu hintertreiben.
Die Bewohner von Velmede fürchteten sich natürlich vor dem Funkenflug aus den monströsen Dampflokomotiven, wodurch die Strohdächer ihrer Häuser sowie die am Bahndamm gelegenen Wiesen und Kornfelder Feuer fangen könnten. (Dieses hat sich in der Vergangenheit auch in vereinzelten Fällen bestätigt) Der Lärm würde die Pferde und das Vieh erschrecken.
Bei den Bauern bestand die feste Meinung, dass Bauern kein Land verkauften, sondern Land zukauften.
Es darf aber auch nicht außer acht gelassen werden, dass mit dem Bahnbau und dem Bahnanschluss landwirtschaftliche Felder durchteilt wurden. Zuwegungen wurden abgeschnitten. Und auch das Fuhrgewerbe war in Sorge, fürchtete es doch um zukünftige Beschäftigung und Einnahmen.
Ein starkes Argument gegen den Bau war, dass der Bahnhof auf dem Gelände entstehen sollte, das für den Bau der neuen Pfarrkirche vorgesehen war. Nur so konnte die räumliche Beziehung zu den kirchlichen Einrichtungen erhalten bleiben.
So kam der erforderliche Grunderwerb für die Bahnanlagen in Velmede nicht zustande.
Als Fazit ist festzustellen, dass in Velmede und Nuttlar kein Gelände an die Bahngesellschaft veräußert wurde. Dass die Nuttlarer gerne den Bahnhof gehabt hätten, kann man daraus entnehmen, dass der Bahnhof in Bestwig auf starkes Betreiben aus Nuttlar hin Bestwig-Nuttlar heißen sollte.
Bei der Wahl des Standortes für den Bahnhof muss auch beachtet werden, dass die Eisenbahngesellschaft aufgrund ihrer Erfahrungen und aus der unternehmerischen Verantwortung heraus einen wirtschaftlichen Standort finden musste. Auch sollte die Lage möglichst optional sein. Die Inspektoren der Gesellschaft haben schon bei der frühen Trassenplanung auch jeweils die Bahnhofsfrage klären müssen. Es war nicht möglich, die Bahntrasse und die Bahnhofslage unabhängig voneinander zu betrachten.

Entscheidend für die Wahl des Standortes in Bestwig war, dass „auf freiem Feld“ geplant werden konnte und die Grundstückseigentümer bereit waren, die Flächen für den Bahnhof zur Verfügung zu stellen. Die geringe Größe des Orts spielte für die Bahngesellschaft keine Rolle. Man wusste doch vom Bau anderer Strecken, welchen Einfluss der Bau auf die Entwicklung nehmen würde.
Aber auch für die Bergbaugesellschaft in Ramsbeck war der Standort Bestwig fundamental wichtig. Nach dem Transport der Erze aus Ramsbeck war Bestwig als Eingangstor zum Valmetal der ideale Ort, um die Erze auf die Bahn zu verladen und die am Bahnhof ankommenden Waren für den Bergbau nach Ramsbeck umzuladen. Velmede und Nuttlar wären deutlich umständlicher zu erreichen gewesen.
Die Beförderung der Erze von Ramsbeck durch das Valmetal mit Pferdefuhrwerken war im Winter mit großen Schwierigkeiten verbunden. Es ist anzunehmen, dass schon im Planungsstadium der Ruhrtalbahn an einen Bahnanschluss in Bestwig mit einer Bahn nach Ramsbeck durch die Bergwerksgesellschaft gedacht wurde.
Danach hat die Bergbaugesellschaft einen maßgeblichen Einfluss darauf gehabt, dass ein Standort in Nuttlar trotz massiven Drängens aus Nuttlar nicht in Frage kam.
Gegen Nuttlar und für Bestwig sprach auch die Tatsache, dass die Bahnstation in Nuttlar am Fuße der Rampe nach Brilon-Wald gelegen hätte. Es wäre danach für die Loks nicht möglich gewesen, eine Anlaufstrecke für die Bewältigung der enormen Steigung zu nutzen, wie dieses ab Bestwig über eine Distanz von ca. 1,5 km möglich ist.
Velmede hat daneben sicherlich die Standortwahl für Bestwig unterstützt. So hatte man die Bahnanlagen mit dem Bahnhof, die als Belastung aufgrund der besonderen Lage im Kirchenbereich angesehen wurden, nicht direkt im Ort. Aber man hatte sie in dem Bereich ihrer politischen Gemeinde und war somit Bahngemeinde.